08. September 2014 | 20:00 | Vortrag | Haus Mainusch | Der Kampf um die Autonomie – zapatistische Vorschläge für eine ganz andere Gesellschaft (Moritz Binzer, CAREA e.V.)
Im Workshop soll es darum gehen zentrale Begriffe, die in den zapatistischen comunicados Verwendung finden zu erläutern und zur Diskussion zu stellen. Das politische Selbstverständnis der zapatistischen Bewegung und ihre Vorschläge für eine befreite Gesellschaft (eine Welt in der viele Welten Platz haben), wird anhand von Zitaten und Ausschnitten aus wichtigen Schriften diskutiert. Es soll dargestellt werden wie die von den Zapatistas nach außen getragenen Ideen sich in eine lange Geschichte von widerständigen Praktiken und Formen der politischen Organisierung in Südmexiko einreihen. Letztendlich wollen wir mit dem Workshop zu der Fragestellung gelangen welche Anknüpfungspunkte für soziale Kämpfe hierzulande bestehen und welche internationalistischen Perspektiven das zapatistische Ideengerüst eröffnet.
09. September 2014 | 20:00 | Film | Infocafé Cronopios| „Un poquito de tanto verdad“ (Ein bisschen von soviel Wahrheit) – Protest und Selbstorganisation in der „Kommune von Oaxaca“ (Mexiko) 2006 + Fotoausstellung
Was mit einem Streik der LehrerInnen für bessere Löhne und soziale Bedingungen
begann, führte im Sommer 2006 zu einer beispiellosen Rebellion und breiten
Solidarisierung der Bevölkerung im südmexikanischen Staat Oaxaca. Über Monate
hinweg werden Strassen blockiert, Regierungsgebäude besetzt, die Stadt in
Selbstverwaltung regiert und die Absetzung des verhassten Gouverneurs Ulises
Ruiz Ortiz gefordert.
Die ProtagonistInnen selbst berichten in vielseitigen Interviews über den Ablauf
und die Hintergründe der Rebellion. Eine Schlüsselrolle spielen dabei ein TV-
und 14 Radiosender, die von AktivistInnen der Grasswurzel-Bewegungen besetzt
werden. Die Sender entwickeln sich zum wichtigsten Kommunikationsinstrument im
Kampf für soziale, ökonomische und kulturelle Gerechtigkeit.
‚Die Kommune von Oaxaca‘, wie sie von einigen bezeichnet wird, sieht sich einer
blutigen Repression ausgesetzt, die an die lateinamerikanischen Diktaturen der
70er Jahren erinnert.
„Ein kleines bisschen von so viel Wahrheit“ führt mit viel Geschick das
Videomaterial von mehreren engagierten MedienmacherInnen zusammen. Das Ergebnis ist eine intime und atemberaubende Erzählung von historischer Bedeutung.
93 Minuten, Spanisch mit deutschen Untertiteln, von Jill Freidberg.
Eine Fotoausstellung über die Kommune in Oaxaca ergänzt den Film.
10. September 2014 | 20:00 | Vortrag| Infocafé Cronopios | Wege in die Selbstbestimmung – Der Kampf der Mapuche um ihr Territorium, Sprache, Kultur, Religion und Gerechtigkeit (Alina Rodenkirchen, Mapuche Information auf Deutsch)
Die Mapuche, das größte indigene Volk Chiles sieht sich nicht in der Opferrolle. Sie möchten selbstbestimmt ihre Zukunft nach ihren eigenen indigenen Konzepten und Vorstellungen gestalten und laden die chilenische Gesellschaft ein, daran aktiv teilzunehmen. Die Geschichte der Mapuche ist jedoch von Ausbeutung, Gewalt, Rassismus, Ausgrenzung und Bevormundung geprägt. Wie sehen die Strategien und Ziele der unterschiedlichen Strömungen der Mapuche-Bewegung aus und wie ist ihre Situation heute?
11. September 2014 | 20:00 | Vortrag | Infocafé Cronopios | Indigene Mobilisierung in Ecuador und Kolumbien: zwischen Autonomie und Demobilisierung (Dr. Zeljko Crncic, Promotionskolleg „Global Social Policies and Governance“ der Universität Kassel)
Indigene Mobilisierungen in Lateinamerika sind in der Öffentlichkeit auf große Resonanz gestoßen. Vor allem in den 90er Jahren machten die Zapatisten Südmexikos von sich reden. Aber auch der Wahlsieg des indigenen Koka-Gewerkschaftlers Evo Morales in Bolivien 2005 fand über die Region hinaus Beachtung. Anhand der Darstellung indigener Mobilisierungsprozesse in Ecuador und Kolumbien wird im Beitrag die Geschichte und Gegenwart der sozialen Kämpfe beleuchtet. Aufstieg und Demobilisierung der ecuadorianischen CONAIE sollen ebenso betrachtet werden, wie die Kämpfe der Indigenen Kolumbiens, die sich in einer sehr schwierigen Situation befinden, da sie von allen bewaffneten Gruppen bedroht und verfolgt werden. Die Prozesse der Identitätsbildung und der Verteidigung eigener Lebensvorstellungen unter teilweise schwierigen Bedingungen sollen exemplarisch skizziert werden.
12. September 2014 | 18:00 | Film | Infocafé Cronopios | Mesoamerika im Widerstand – Karawane für ein gutes Leben der Menschen im Widerstand – Infocafé Cronopios (Momo, Transgalaxia e.V. und Ya-Basta-Netz)
Überall in Mesoamerika beuten transnationale Firmen rücksichtslos die
natürlichen Ressourcen aus. Während sie es gemeinsam mit den Regierungen als
vermeintlich grüne Projekte zur wirtschaftlichen Entwicklung verkaufen, zeigt
die Realität das Gegenteil und geht einher mit der Zerstörung von Natur und der
Vertreibung von Gemeinden.
Deshalb haben sich diverse Kollektive aus Mexiko, Zentralamerika, Europa und den
USA zusammengeschlossen und organisieren von 2014 bis 2015 eine Karawane von Mexiko nach Panama. Auf der Route geht es in Gemeinden, die das Leben, das Land und die Freiheit verteidigen. Mit dem Ziel, den Widerstand zu stärken, sollen
Wissen und Fertigkeiten geteilt, die Kämpfe dokumentiert und verbreitet sowie
Erfahrungen ausgetauscht werden.
Momo ist Mitglied beim Transgalaxia e.V. und dem YaBasta-Netz und hat auf
ihrem Weg durch Mesoamerika einige der Gemeinden kennengelernt, zu denen die
Karawane reisen wird. An diesem Abend wird sie die Karawane vorstellen und über
die Motivation, die Route und die lokalen Kämpfe sowie konkrete Unterstützungs-
und Beteiligungsmöglichkeiten sprechen.
13. September 2014 | 18:00 | Film | Haus Mainusch | „Apuntando al corazon“ (Auf das Herz zielen) – Die propagandistische Inszenierung des kolumbianischen Militärs. Mit anschließender Fragerunde und Diskussion – Haus Mainusch
Mit der Machtergreifung der rechten Regierung unter Álvaro Uribe Vélez 2002
erreicht die militärische Propaganda, in deren Mittelpunkt die kolumbianischen
Soldaten als Helden der Nation inszeniert werden, einen neuen Höhepunkt.
Militärstrategen und Medienspezialist_innen zielen auf die Herzen der Menschen,
um den sozialen Rückhalt fuer eine Sicherheitspolitik ohne Kompromisse
herzustellen. Gleichzeitig geht es ihnen darum das angeschlagene Bild des
Militärs in der Öffentlichkeit zu bereinigen. Mit diesem steht es nicht zum
besten, aufgrund von Koalitionen mit paramilitaerischen Gruppierungen und
Gewaltverbrechen wie den sog. „falsos positivos“ (die falschen Positiven), die
eine Praktik bezeichnet bei der Zivilisten ermordet werden, um sie anschliessend
in Militäruniformen als getötete Guerilleros zu praesentieren.
Der Film beschreibt wie publicity-Kampagnen als ein weiteres Feld militärischen
Vorgehens eingesetzt werden, wie Krieg durch Propaganda legitimiert wird und
welche Auswirkungen diese Massnahmen auf die Gesellschaft haben. Anhand von
Interviews mit Kommunikationsanalytiker_innen, Werbespezialist_innen und den
Militärs selbst zeichnet „Apuntando al Corazón“ ein vielseitiges Bild der
militärischen Propaganda.
52 Minuten, spanisch mit englischen Untertiteln, von Claudia Gordillo und Bruno
Federico.
13. September 2014 | 20:00 | Vortrag | Infocafé Cronopios | Kulturaktivismus in Guatemala (Corinne)
Guatemala leidet immer noch stark unter den Auswirkungen des Bürgerkrieges (1960-1996) und Genozides an der indigenen Bevölkerung. Der Bürgerkrieg ist zwar offiziell beendet, doch die Gesellschaft ist immer noch stark von den Auswirkungen betroffen.
Das Land ist geprägt von Ressourcenausbeutung, Gewalt, Diskriminierung von Jugendlichen, Mangel an Bildung und Zugang zu sozialer und politischer Mitbestimmung (vor allem für Frauen, Kinder, Jugendliche und indigene Menschen), einem tief verankerten Misstrauen innerhalb der Gesellschaft, Militarisierung, sowie den Auswirkungen des sogenannten „Drogenkrieges“.
Caja Lúdica, ein kulturaktivistisches Kollektiv, welches mit seiner Arbeit und Methodik Sensibilisierungsprozesse innerhalb der Gesellschaft anstößt, wird in diesem Vortrag vorgestellt. Gleichzeitig wird ein derzeitig geplantes guatemaltekisch-europäisches Vernetzungsprojekt als kritische Alternative zu gängigen Entwicklungshilfemodellen dargestellt.
14. September 2014 | 20:00 | Vortrag | Infocafé Cronopios | Umkämpfte Landwirschaft – Landnahme und kleinbäuerlicher Widerstand in Kolumbien (Karolina Caicedo Floréz, Radio Itinerante, Globale Bogota)
Vor dem Hintergrund der derzeit laufenden Friedensverhandlungen zwischen der Guerilla und der Regierung in Kolumbien berichtet die Medien-Aktivistin Karolina über den seit vielen Jahrzehnten andauernden Konflikt um den Zugang zu Land und dessen Nutzung. Das Agrarmodell ist einer der zentralen Punkte, die im Friedensdialog zur Diskussion stehen. Die Problematik im Agrar-Sektor bestehen heute, über fünfzig Jahre nach der Entstehung des bewaffneten Konflikts, fort. Zu den Gründen für die Konflikte um die Landfrage kamen weitere hinzu: Die Unterzeichnung von Freihandelsabkommen mit stärkeren Volkswirtschaften, die zudem von Regierungsseite durch Subventionen begünstigt werden, gewaltsame Vertreibungen und Umsiedlungen, die Ausbreitung von monokulturellen Plantagen, wie der Ölpalme und der groß angelegte Bergbau. Im Vortrag wird vor allem die Perspektive der sozialen Bewegungen eingenommen, die in den beiden zurückliegenden Jahren mit den größten Mobilisierungen und Agrar-Streiks seit den 70er Jahren in Erscheinung traten.
Was sind die Möglichkeiten und Grenzen des aktuellen Friedensprozesses auf Kuba? Was sind die Herausforderungen des bäuerlichen Widerstands im Hinblick auf die eventuelle Unterzeichnung eines Friedensvertrags? Wie könnte eine radikale Transformation der landwirtschaftlichen Strukturen in Kolumbien aussehen? Dies sind einige der Fragen, die im Vortrag behandelt werden und auf die versucht wird, Antworten zu geben.
16. September 2014 | 20:00 | Open Space | Infocafé Cronopios | Autonomieprozesse vor Ort stärken – (Dennis Firmansyah, Zwischenzeit – Medium für Unbequemes)
Solidarität darf nicht bei der finanziellen oder informationellen Unterstützung der Gemeinschaften im Widerstand stehen bleiben. Denn Solidarität, um praktisch zu werden, bedeutet vor Ort, dort wo wir leben, Autonomie zu organisieren: Unabhängigkeiten und Alternativen in Ernährung, Bildung, Medien, Transport, Gesundheit, Wohnen, Arbeit und allen anderen Bereichen des Lebens herzustellen. Als Abschluss der Veranstaltungsreihe über Autonomie, lädt Dennis Firmansyah zu einem Open Space der Autonomie ein. Inspiriert von Paulo Freire’s Pädagogik der Unterdrückten, verbleiben die Teilnehmer_innen nicht in der Rolle eines Publikums, sondern werden als politische Subjekte begriffen, die an diesem Tag gemeinsam überlegen, wie lokale Autonomieprozesse gestärkt werden können. Die Methode des Open Space soll Raum für informelle Gespräche und Kleingruppenarbeit öffnen. Lokale Initiativen – stellen ihre Entwürfe einer auf Selbstbestimmung basierenden Praxis vor. Diese Praxen, die eine andere Welt bereits im Heute vor wegnehmen wollen, sollen alle animieren, Autonomieprozesse im eigenen Leben anzustoßen.
19. September 2014 | 20:00 | Vortrag | Infocafé Cronopios | Que se vayan todos! Ana
Im Dezember 2001 kam es zu einer schwerwiegenden Krise der argentinischen
Wirtschaft und zu deren Zusammenbruch. Hundertausende strömten auf die Straßen
und skandierten „Sie sollen alle abhauen!“, bis sich der argentinische Präsident
gezwungen sah sein Amt zu räumen, sich an dessen Amtszeit anschließende
Übergangskabinette folgten seinem Beispiel.
Das Geschehen vom 19. bis 20. Dezember 2001 ist kein Zufall, keine spontane
Reaktion der Bevölkerung, sondern die Folge der in den 90er Jahren
vorangetriebenen neoliberalen Politik, in deren Rahmen die staatseigenen
Betriebe (Wasser, Öl, Strom, usw.) privatisiert und die Arbeitsbedingungen
reformiert wurden. Daraus resultierten Betriebsschliessungen, Arbeitslosigkeit
und Armut. Die Revolte von 2001 wurde von der Regierung mit einer neuen
gesetzlichen Form beantwortet, der Kriminalisierung des Widerstands.
Zusammen mit dem Vortrag wird eine Fotoausstellung präsentiert.